Flora und Fauna des Chinijo-Archipels

Flora und Fauna des Chinijo-Archipels

Wissen Sie eigentlich, wo sich das größte Meeresschutzgebiet Europas befindet? Es liegt in Spanien – ganz in der Nähe des afrikanischen Kontinents und nur drei Flugstunden von der Iberischen Halbinsel entfernt. Falls Sie es noch nicht wussten: Auf den Kanarischen Inseln gibt es sieben UNESCO-Biosphärenreservate, und zudem wartet die Insel Lanzarote mit dem größten Meeresschutzgebiet Europas auf. Der Chinijo-Archipel erstreckt sich vor der Nordspitze Lanzarotes und gehört zu Teguise, der größten Gemeinde der Insel. Sein Name ist auf den liebevollen Ausdruck zurückzuführen, mit dem die Einwohner Lanzarotes kleine Kinder oder jemanden von geringer Körpergröße bezeichnen: „chinijo“ bedeutet in etwa „Kleiner“ oder „Kleine“.

Welche Inseln gehören zu dieser Inselgruppe?

Der Archipel besteht aus fünf Inseln und Felseninseln:

La Graciosa

La Graciosa ist die größte und die einzige derzeit bewohnte Insel des Chinijo-Archipels. Laut der Volkszählung 2020 leben gegenwärtig 700 Menschen in den beiden Ortschaften der Insel (Caleta del Sebo und Pedro Barba). La Graciosa liegt nördlich von Lanzarote. Die beiden Inseln werden durch die Meerenge El Río voreinander getrennt.

Alegranza

Alegranza ist die zweitgrößte und gleichzeitig die am weitesten nördlich gelegene Insel des Chinijo-Archipels. Die Insel befindet sich im Besitz einer lanzarotischen Familie und ist wie fast alle anderen Inseln des Archipels unbewohnt.

Montaña Clara

Diese Felseninsel, die kurioserweise zum Verkauf steht, verdankt ihren Namen (zu Deutsch: „Heller Berg“) den hellen, leuchtenden Farben ihres Vulkankegels.

Roque del Este

Dieses kleine Eiland in Form eines umgekehrten L liegt im östlichsten Bereich des Chinijo-Archipels. Zusammen mit den Inseln Montaña Clara und Roque del Oeste ist es unter der Bezeichnung Reserva Natural Integral de los Islotes besonders geschützt.

Roque del Oeste

Diese Felseninsel wird wegen der Gefahr für die Schifffahrt auch Roque del Infierno („Höllenfelsen“) genannt.

Der Chinijo-Archipel als Naturschutzgebiet

Der Chinijo-Archipel an sich ist kein eigenständiges Schutzgebiet, sondern Teil eines 1986 eingerichteten Naturparks. Dieses ökologisch interessante und für den Umweltschutz bedeutende Gebiet umfasst neben dieser Inselgruppe auch einige Teile Lanzarotes, wie z. B. die Steilküste Risco de Famara sowie den Vulkankegel La Corona und das ihn umgebende Lavafeld.

Ein wichtiger Lebensraum für Vögel

Der Chinijo-Archipel beherbergt nicht nur das größte Meeresschutzgebiet Europas, sondern ist auch Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die auf den Kanarischen Inseln heimisch oder sogar endemisch sind. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit sind die Inseln für viele Vogelarten ein beliebtes Nistgebiet und ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel.

Welche Pflanzenarten sind im Chinijo-Archipel zu finden?

Landtiere

Bupleurum handiense

Diese Hasenohr-Art, die auch „Jandía-Anis“ genannt wird, ist derzeit vom Aussterben bedroht.

Caralluma burchardii

Burchards Fliegenblume, eine Pflanzenart aus der Unterfamilie der Seidenpflanzengewächse, kommt auf mehreren Inseln der Kanaren vor.

Euphorbia balsamifera

Die Balsam-Wolfsmilch ist das von der Regionalregierung der Kanarischen Inseln offiziell anerkannte Natursymbol von Lanzarote. Dieser Strauch, der im Spanischen Tabaiba dulce genannt wird, ist ein charakteristisches Element der Küstenzone der gesamten Kanaren.

Meerestiere

Codium-Grünalge

Hierbei handelt es sich um die am weitesten verbreitete Meeresalge, die an allen Stränden Spaniens zu finden ist. Ihre verzweigte Form erinnert an einen Baum oder einen Brokkoli.

Welche Tierarten sind im Chinijo-Archipel zu finden?

Landtiere

Cryptella famarae

Diese Nacktschneckenart, die auf den Kanarischen Inseln endemisch ist, gehört der Familie der so genannten Mantelschnegel an.

Tarentola angustimentalis

Der Kanarische Mauergecko ist eine kleine, hell gefärbte Geckoart, die sich von Insekten ernährt.

Gallotia atlantica

Die Ostkanareneidechse, die mit etwa 10 cm Körperlänge größer ist als der Kanarische Mauergecko, kommt auch auf anderen atlantischen Inselgruppen wie z. B. auf Madeira und den Azoren vor. Sie ernährt sich von Insekten und kleinen Nagern.

Chalcides simonyi

Der Purpurarien-Skink, auch Ostkanarienskink genannt, ist eine Echsenart, die Enklaven mit wenig veränderten Rückzugsräumen in thermophilen Wäldern und Buschland bewohnt. 2014 kamen erstmals Jungtiere in Gefangenschaft zur Welt.

Pandion haliaetus

Der Fischadler, dessen Bestand stark gefährdet ist, lebt in felsigen Küstengebieten und wird in der Regel 20 bis 25 Jahre alt.

Falco pelegrinoides

Der Wüstenfalke, der kleiner als der Wanderfalke ist, brütet auf allen Kanarischen Inseln, aber vor allem im Chinijo-Archipel.

Chlamydotis undulata

Die Kragentrappe ist ein Wüstenvogel. Sie repräsentiert als Natursymbol die Insel Fuerteventura, so wie der kleine Albinokrebs Munidopsis polymorpha und die Balsam-Wolfsmilch für Lanzarote stehen.

Oceanodroma castro

Beim Madeirawellenläufer handelt es sich um einen dunkel gefärbten Vogel mit weißem Bürzelfleck, der pro Brutzeit nur ein Ei legt.

Crocidura canariensis

Die scheue Kanaren-Spitzmaus, die nur schwer zu Gesicht zu bekommen ist, kommt im Chinijo-Archipel insbesondere auf der Felseninsel Montaña Clara vor.

Meerestiere

Napfschnecke

Die Gemeine Napfschnecke ist als Endemit der Meere Westeuropas auch auf den Kanarischen Inseln sowie in Galicien und Portugal zu finden.

Zackenbarsch

Der Zackenbarsch, der vor allem an seinem markant vorstehenden Unterkiefer zu erkennen ist, ist ein geschätzter Speisefisch. Eine Besonderheit dieser Einzelgänger ist, dass Zackenbarsche Hermaphroditen sind (d. h. sie wechseln im Laufe ihres Lebens mehrmals ihr Geschlecht).

Languste

Die Gewöhnliche Languste (auch Europäische Languste genannt) wird zwar insbesondere in den Gewässern des Mittelmeers gefangen, ist jedoch auch an den Küsten der Kanarischen Inseln zu finden.

Seestern

Die Klasse der Seesterne, deren wissenschaftlicher Name Asteroidea lautet, umfasst viele Hunderte Arten. Da diese Meeresbewohner den Menschen gemeinhin recht bekannt sind, fallen sie oftmals der Neugierde der Badegäste zum Opfer. Dies passiert insbesondere Exemplaren, die in Ufernähe leben, wenn man sie aus dem Wasser hebt, um sie aus der Nähe zu betrachten. Da Seesterne über ein sehr empfindliches Atmungs- und Filtersystem zur Eliminierung von Giftstoffen verfügen, „ersticken“ die Tiere außerhalb des Wassers.

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