Das Biosphärenreservat Lanzarote

Das Biosphärenreservat Lanzarote

Viele Regionen Südamerikas oder Südostasiens werden oftmals im Zusammenhang mit ihrer vielfältigen Flora und Fauna oder ihrem großen Artenreichtum genannt. Auch wenn es durchaus verständlich ist, exotische Länder zu idealisieren und zu bewundern, sind wir uns häufig nicht bewusst, welch wunderbare Naturräume sich ganz in unserer Nähe befinden: In Spanien gibt es innerhalb ein und desselben Landes unterschiedlichste Landschaftsformen, verschiedene Klimazonen, geografische Besonderheiten und eine Pflanzen- und Tierwelt, wie sie in anderen Regionen nicht annähernd anzutreffen sind. Eines der eindrucksvollsten Beispiele für diese enorme Vielfalt sind die Kanarischen Inseln, die mit ihren zahlreichen Mikroklimata, endemischen Tier- und Pflanzenarten und einer Reihe geografischer Merkmale den natürlichen Reichtum Spaniens verdeutlichen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die UNESCO Gebiete auf allen sieben Kanarischen Inseln zu Biosphärenreservaten erklärt hat.

Wir könnten in dieser Hinsicht zwar ausführlich über jede einzelne Kanareninsel berichten, doch eine ganz außergewöhnliche Insel hat es besonders verdient, dass wir uns ihr widmen: Lanzarote, die Insel der Vulkane! Lanzarote ist die östlichste und die am weitesten nördlich gelegene Kanareninsel mit eigener Verwaltung (würde man alle acht bewohnten Inseln zählen, wäre La Graciosa die nördlichste). Was die Fläche anbelangt, so ist Lanzarote mit 845 km² die viertgrößte der Kanarischen Inseln.

Der Slogan des lanzarotischen Fremdenverkehrsamtes bringt es perfekt auf den Punkt, denn Lanzarote ist wirklich „eine einzigartige Insel“. Was macht Lanzarote aus? Atemberaubende Vulkanlandschaften, eine ganze Insel als UNESCO-Biosphärenreservat, ganzjährig angenehmes Wetter, ausgedehnte Weinberge inmitten eines erstarrten Lavafeldes, der Geburtsort von César Manrique… Lanzarote ist all das und noch viel mehr!

Im Zusammenhang mit diesem Thema stellen sich mehrere Fragen: Wann ist die Insel entstanden? Wann wurde Lanzarote zum Biosphärenreservat erklärt? Welche Tier- und Pflanzenarten sind typisch für Lanzarote und nirgendwo anders zu finden? Was alles gehört zum Ökosystem des Biosphärenreservats Lanzarote?

Wann ist die Insel entstanden?

Aus geologischer Sicht lässt sich die Geschichte der Insel in drei Hauptphasen einteilen:

  1. Vor rund 15 Millionen Jahren kamen die ersten vulkanischen Überreste zum Vorschein: Es entstanden das heutige Famara-Massiv im Norden der Insel und der Gebirgszug Los Ajaches im Süden.
  2. Zwischen Miozän und Pleistozän wurden diese beiden Gebiete im Norden und Süden durch vulkanische Aktivität und magmatische Vorgänge miteinander verbunden.
  3. In der dritten Phase (ca. vom 18. bis zum 19. Jahrhundert) dehnte sich die Insel infolge starker Vulkanausbrüche noch etwas weiter aus und erreichte ihre heutige Größe (allerdings ist zu bemerken, dass es sich hierbei flächenmäßig im Vergleich zur vorhergehenden Phase nicht um eine große Ausdehnung handelte). Dank des günstigen Klimas auf Lanzarote blieb das damals entstandene Relief weitgehend erhalten.

Geographisch betrachtet gibt es fünf große Landschaften, die der Insel ihr unverwechselbares Erscheinungsbild verleihen:

  • das Famara-Massiv und der Gebirgszug Los Ajaches (die ältesten Relikte der frühesten vulkanischen Aktivität)
  • die beiden Vulkangebiete im Inselinneren (rund um die Feuerberge des Timanfaya-Nationalparks)
  • die weite, mit Meeressand bedeckte Halbwüste El Jable, die sich im Zentrum der Insel erstreckt

Wann wurde Lanzarote zum Biosphärenreservat erklärt?

All die oben genannten Besonderheiten machen Lanzarote zu einem einzigartigen Naturraum und Ökosystem. Zusätzlich trug die Umweltschutzpolitik (mit besonderem Augenmerk auf der Begrenzung von städtebaulicher Entwicklung und Bebauung), die von der kanarischen Regierung mit Unterstützung der einheimischen Bevölkerung und prominenter Persönlichkeiten wie César Manrique vorangetrieben wurde, dazu bei, dass die UNESCO 1993 die gesamte Insel zum Biosphärenreservat erklärte. Was ist eigentlich ein Biosphärenreservat? Die UNESCO definiert ein Biosphärenreservat als ein Gebiet, das zum Ziel hat, durch die Beziehung zwischen Mensch und Natur die Erhaltung der Biodiversität und der kulturellen Vielfalt mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in Einklang zu bringen. Zu Biosphärenreservaten erklärt werden ökologisch repräsentative Land-, Küsten- und Meeresgebiete bzw. Gebiete, die ein einzigartiges Ökosystem beherbergen und in denen die Einbeziehung der Bewohner und ihrer Aktivitäten in den Naturschutz von wesentlicher Bedeutung ist. In den Biosphärenreservaten findet außerdem Umweltbeobachtung wie auch Forschung in Sachen nachhaltige Entwicklung statt.

Welche Tier- und Pflanzenarten sind typisch für Lanzarote?

Wenngleich etliche Tier- und Pflanzenarten Lanzarotes auch auf den anderen Kanareninseln und weiteren Inseln im Nordatlantik endemisch sind (d. h. sie sind nur in einem begrenzten Gebiet verbreitet), so gibt es doch einige Arten, die ausschließlich auf dieser Vulkaninsel vorkommen. Einige davon sind derart besonders, dass sie von der kanarischen Regionalregierung zu Natursymbolen des Archipels erklärt wurden.

Die Pflanzenwelt auf der Insel Lanzarote

Balsam-Wolfsmilch

Die Balsam-Wolfsmilch ist das erste der zuvor erwähnten Natursymbole, das als Pflanzenart für die Insel Lanzarote steht. Dieser mehrjährige Strauch kommt überall auf Lanzarote und insbesondere im Inselinneren vor.

Kanarische Dattelpalme

Beim Gedanken an eine Palme kommt Ihnen vermutlich das Bild einer Kanarischen Dattelpalme in den Sinn. Diese Palmenart, die das Natursymbol der Kanarischen Inseln insgesamt ist, bildet rund um die Ortschaft Haría im Norden Lanzarotes den größten Palmenhain der Insel, der auch als „Tal der tausend Palmen“ bekannt ist.

Oleanderblättrige Kleinie

Wie bei Balsam-Wolfsmilch handelt es sich um einen sukkulenten Strauch, der in den Vulkanlandschaften im Inselinneren sehr häufig zu finden ist.

Rebsorte Malvasía volcánica

Nicht nur diese Rebsorte an sich ist eine Besonderheit Lanzarotes – auch die unglaublichen Anstrengungen der örtlichen Winzer sind hervorzuheben, denen es gelungen ist, auf den vulkanischen Böden eine besondere Art des Trockenfeldbaus zu entwickeln, um Weinstöcke zu ziehen und Trauben zu ernten. Diese Leistung hat ein charakteristisches Landschaftsbild innerhalb des Weinbaugebiets hervorgebracht, das zu den bedeutenden Touristenattraktionen der Insel zählt… und die Weine Lanzarotes sind selbstverständlich von herausragender Qualität.

Die Tierwelt auf Lanzarote

Vögel

Die auf Lanzarote am häufigsten vorkommenden Vogelarten sind Turmfalke, Raubwürger, Triel, Kragentrappe, Kanarischer Schmutzgeier, Schmutzgeier, Fischadler und Wüstenfalke, wobei die drei letztgenannten Arten vom Aussterben bedroht sind.

Reptilien

Besonders hervorzuheben sind die Ostkanareneidechse und der Kanarische Mauergecko, die beide recht klein und Allesfresser sind.

Albinokrebs

Dieser winzige Krebs – das zweite Natursymbol Lanzarotes – wird von den Einheimischen „Jameito“ genannt, denn er lebt in einem unterirdischen See innerhalb der Kunst- und Kulturstätte Jameos del Agua, die zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Insel gehört. Die vom weltberühmten kanarischen Maler, Bildhauer und Künstler César Manrique entworfene Anlage, die sich in einer teilweise eingestürzten Lavaröhre erstreckt, umfasst u. a. einen Konzertsaal, ein Restaurant und den Salzwassersee, in dem die blinden Albinokrebse leben.

Die Unterwassertierwelt Lanzarotes

Neben den Albinokrebsen verdient auch die Meeresfauna rund um Lanzarote besondere Erwähnung, zu der z. B. Zackenbarsche, Gold- und Zahnbrassen, Wrackbarsche, Papageienfische, Muränen und Stachelmakrelen zählen.

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